Mauern, die Nationen und
Völker trennen, findet man überall auf der Welt. Doch darüber redet kaum jemand
– es sei denn, es gehe um Israel.
Mauern wie in Israel, die
teilweise fast vollkommen undurchlässig sind, findet man in Asien, in Afrika,
in Europa und auch in Nordamerika. Solche Mauern werden von Staaten errichtet,
die sich aus dem einen oder anderen Grund schützen wollen, entweder vor einer
Invasion oder vor illegaler Einwanderung.
In Marokko besteht eine
solche Mauer, die man mit ihren 2.700 Kilometern Länge als enorm grossen
Schutzwall bezeichnen muss. Damit will sich Marokko von der sogenannten Freien
Zone mit den Polisario-Rebellen abgrenzen, das heisst, gegenüber der
international nicht anerkannten Demokratischen Arabischen Republik Sahara
(DARS). Das ist bei Weitem nicht der einzige derartige Schutzwall in Afrika.
Auch Botswana unterhält an seiner Grenze zum Anrainerstaat Simbabwe einen
durchgehenden elektrisch verkabelten Zaun. Offiziell heisst es dazu, man wolle
sich so vor der Maul- und Klauenseuche schützen. Dennoch ist klar, dass dieser
Zaun eigentlich ein ganz anderes Ziel hat: Er soll Flüchtlinge aufhalten, die vor
der Gewalt und Armut in ihrem Land fliehen wollen.
Dass in Asien eine Mauer
steht, die befestigungstechnisch der einstmals zwischen den beiden deutschen
Staaten bestehenden Mauer gleichkommt, ist in der Öffentlichkeit durchaus
bekannt. Sie steht in der demilitarisierten Zone zwischen Süd- und Nord-Korea.
Doch nur wenige wissen, dass auch Indien über einen Schutzwall verfügt. Das
Land unterhält an seiner Grenze zu Pakistan eine 3.300 Kilometer lange
Maueranlage. Pakistan hat ebenfalls eine Mauer gebaut, um sich auf einer
Strecke von 2.400 Kilometern von seinem Nachbarn Afghanistan abzugrenzen. Nicht viel anders sehen die Grenzanlagen aus,
mit denen sich Usbekistan von Tadschikistan abgrenzt.
Auf der Arabischen Halbinsel
unterhält Saudi-Arabien einen modernstens gesicherten Schutzwall an seiner
Grenze zum Jemen. Die Saudis investierten in dieses Projekt 550 Millionen Euro.
Ausserdem haben sie einen weiteren Schutzwall von 900 Kilometern Länge entlang
der Grenze zum Irak errichtet. Auch das kleine Emirat Kuwait verfügt über eine
gut gesicherte Grenzanlage mit einer Länge von 215 Kilometern, die das Land
nach Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit nach dem Golfkrieg von 1991
errichtete.
Solche mehr oder weniger
hermetischen Grenzanlagen findet man auch in Europa. Zunächst führt uns unsere
Mauerrundreise nach Zypern, wo die Türkei den westlichen Teil der Insel mit
massiven Grenzanlagen gegen den griechischen Teil abgrenzt. Die Stadt Nikosia
wird von der sogenannten «Grünen Linie» geteilt, an der UN-Friedenstruppen
Dienst tun. Spanien unterhält einen Elektrozaun an seiner nordafrikanischen
Enklave mit den beiden Städten Melilla und Ceuta. Dieses EU-Land grenzt sich
damit gegenüber Marokko und Flüchtlingen aus der Region ab. An dieser Grenze
zählt man immer wieder Todesopfer. Blutig ging es einst auch in Irland und
Nordirland und vor allem in Belfast zu, wo ein hoher Zaun die Protestanten und
Katholiken trennte.
Und auch die USA, jenes
Land, das Freiheit und demokratische Rechte hochhält, grenzen sich ab. Sie
haben ihre Grenze zu Mexiko gesichert,
um Flüchtlinge aus Lateinamerika fernzuhalten. Auch hier kommt es immer wieder
zu menschlichen Dramen.
Und dann ist natürlich noch
der Grenzzaun zu erwähnen, den Israel entlang weiter Abschnitte seines
Kerngebiets zum Westjordanland errichtet hat. Es errichtete diese Anlage, um
sich vor Terroristen zu schützen. Denkt man an die unzähligen Anschläge Mitte
der 1990er Jahre und nach der Jahrtausendwende, so macht diese Anlage aus
Israels Sicht Sinn. Die vom Westjordanland ausgehenden Terroranschläge in
Israel sind seither massiv zurückgegangen, Statistiken deuten auf einen
Rückgang um 95 Prozent. Daher werfen wir hier zum Abschluss die Frage auf:
Warum verliert die Welt kaum Worte, wenn es um solche Grenzanlagen geht, die
Flüchtlinge und illegale Migranten fernhalten sollen, während Israel beständig
wegen seiner Schutzmassnahmen gegen terroristische Übergriffe kritisiert wird?
Von
Zwi Lidar