15.08.2012

Öffne mir die Augen

Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz» (Ps 119,18). «Da öffnete er ihnen das Verständnis» (Lk 24,45).
Der Zweck dieser Zeilen ist ganz einfach der, dass wir wieder neu ins Staunen kommen über den Reichtum der Heiligen Schrift. Natürlich können wir in einem so kurzen Text dieses mächtige Thema nicht erfassen; aber mit dem Studium der Bibel werden wir ohnehin nie fertig. Tausende und Abertausende Prediger haben jahrzehntelang Gottes Wort verkündigt, und doch ist jede Predigt, die aus dem Geiste Gottes entspringt, wieder etwas ganz Neues. So wollen wir mit dem Gebet im Herzen: «Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz» (Ps 119,18), den Reichtum in Gottes Wort betrachten. Wenn unser Herz dabei aufrichtig den innigen Wunsch hegt, herrliche Dinge in der Heiligen Schrift zu entdecken, wird der Herr selbst uns das Verständnis öffnen, wie Er es bei den Emmausjüngern tat: «Da öffnete er ihnen das Verständnis» (Lk 24,45).
«Öffne mir die Augen» kann man auf ein ganz besonderes Gebiet in unserem Leben anwenden: auf das Erkennen von Sünde. Grundsätzlich sollte es so sein, dass jeder wiedergeborene Christ täglich betet: «Herr, öffne mir die Augen, dass ich mich so sehe, wie Du mich siehst; dass ich erkenne, wie es um mich steht.» Wer so betet, darf versichert sein, dass der Herr ihn erhört. Aber wie tut Er das? Anders gefragt: Wie erkenne ich mich so, wie ich wirklich bin? Durch die Kraft des Wortes! Es ist ein Wunder im Gesetz des Herrn, dass die Heilige Schrift imstande ist, Kinder Gottes von Sünde zu überführen! In Jeremia 23,29 steht das bekannte Wort geschrieben: «Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeisst?»
Ja, so etwas vermag das Wort Gottes; es kann sündige Herzen überzeugen, und das ist ein Wunder! Denn wie hart sind manchmal unsere Herzen, nachdem wir uns versündigt haben. Doch in dem Moment, in dem wir unser Herz dem Wort öffnen, wird dieses mit der Kraft des Feuers und der Wucht des Hammers von Sünde und Schlechtigkeit überführt.
Nach dem schweren Vergehen Davids mit Bathseba, der Frau des Uria, und dem Mord an Uria geschah erst einmal nichts; es war nichts da, was David von seiner Sünde überzeugt hätte. Im Gegenteil, er lebte einfach so weiter, als ob nichts geschehen wäre. Dass dies eine ganze Weile so ging, ersehen wir aus der Tatsache, dass David Urias Witwe zur Ehefrau nahm. Dies geschah nämlich nicht sofort, sondern erst, nachdem Bathsebas Trauerzeit um ihren Mann Uria zu Ende war; erst dann – so berichtet uns die Bibel – nahm David Bathseba zur Frau (2.Sam 11,27). Also lebte David eine ganze Weile mit dieser grossen Sünde in seinem Leben; er tat, als ob nichts geschehen wäre. Wahrscheinlich hatte er während dieser Zeit sogar auch noch Recht gesprochen.
Wie lange dauerte das? Bis das Wort des Herrn zu ihm kam: «Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann! … Uria, den Hetiter, hast du erschlagen mit dem Schwert, seine Frau hast du dir zur Frau genommen …» (2.Sam 12,7.9). Nathan kam damals als Prophet des Herrn zu David und sprach in direktester Weise Worte Gottes zu David. Und was geschah? Der selbstgerechte David brach beim Hören dieser Worte zusammen und sagte zu Nathan: «Ich habe gesündigt gegen den Herrn» (2.Sam 12,13).
Liebe Leser, nicht vergeblich steht geschrieben: «Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens» (Hebr 4,12). Das steht da, weil das geoffenbarte Wort Gottes am Herzen des Menschen ein solches Werk zu tun vermag. Danken wir unserem Herrn für dieses Wunder in Seinem Gesetz: Dass es in der Lage ist, von Sünde zu überführen und zurechtzubringen!
Von Marcel Malgo