14.06.2012

Das «Dennoch des Glaubens», wenn der Verstand «Nein» sagt

«Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand» (Spr 3,5).
Was es bedeutet, sich nicht auf den Verstand zu verlassen, sondern von ganzem Herzen auf den Herrn zu vertrauen, sehen wir im Leben von Jeremia, der betete: «Und doch hast du, Herr, Herr, zu mir gesagt: Kaufe dir das Feld um Geld und nimm Zeugen dazu! Und dabei ist die Stadt in die Hand der Chaldäer gegeben!» (Jer 32,25). Es war ein totaler Widerspruch, so etwas zu tun. Warum sollte man einen Acker kaufen, wenn die Feinde die Stadt einnehmen würden?
Unser Verstand sieht oft nicht weit. Er sieht nur das Sichtbare und den derzeitigen Moment. Wer aber dennoch glaubt, wo der Verstand «Nein» sagt, wird mit Gott die Zukunft erleben. In den letzten Versen dieses Kapitels sagte Gott zu Jeremia: «Es sollen Felder gekauft werden in diesem Land, von dem ihr sagt, es sei von Menschen und Vieh verlassen und in die Hand der Chaldäer gegeben. Man wird Felder um Geld kaufen und Kaufbriefe schreiben und sie versiegeln und Zeugen bestellen im Land Benjamin und in der Umgebung von Jerusalem, in den Städten Judas, in den Städten des Berglandes und in den Städten der Schephela, auch in den Städten des Negev; denn ich will ihr Geschick wenden! spricht der Herr» (V 43-44).
Auch wenn der Verstand «Nein» sagt, hat Gott Mittel und Wege, um das für den Verstand Unmögliche zu bewirken. Wer das «Dennoch des Glaubens» praktiziert, wird vielleicht verspottet und ausgelacht, aber er erlebt die Wunder Gottes. Wie war es bei der Eroberung Jerichos? Es war dem Verstand zuwider, rund um die Stadt zu laufen und dabei zu erwarten, dass etwas geschieht. Der Verstand sagt immer: Das geht gar nicht! Aber wer «dennoch» glaubt, praktiziert, was Sprüche 3,5 sagt.
In Alle meine Quellen sind in dir wird von folgender Begebenheit berichtet: «Vor Jahren fuhr ich nach Amerika. Der Kapitän des Dampfers, mit dem ich fuhr, war ein entschiedener Christ. Als wir vor der Küste von Neufundland waren, erzählte er mir: Als ich das letzte Mal vor fünf Wochen hier vorüberfuhr, geschah etwas, das mein ganzes Glaubensleben erschütterte.
Wir hatten Georg Müller von Bristol an Bord. Ich hatte 24 Stunden ununterbrochen auf der Kommandobrücke gestanden, weil wir von dichtem Nebel eingehüllt waren. Georg Müller kam zu mir und sagte: Kapitän, ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Samstag Nachmittag in Quebec sein muss. Das ist unmöglich, antwortete ich. Nun gut, wenn Ihr Schiff mich nicht hinbringen kann, wird Gott einen anderen Weg finden. Ich habe in 57 Jahren noch nie eine Verabredung gebrochen. Wir wollen in den Kartenraum hinuntergehen und beten!
Ich sah diesen Mann Gottes an und dachte: Er ist wohl doch etwas überspannt! So etwas habe ich doch noch nie gehört! Herr Müller, sagte ich, ‹wissen Sie, wie dicht dieser Nebel ist?›, ‹Nein›, erwiderte er, ‹der Nebel interessiert mich nicht. Ich schaue auf den lebendigen Gott, der jeden Umstand meines Lebens lenkt.›
Er kniete nieder und sprach ein ganz einfaches Gebet. Als er geendet hatte, wollte ich beten, aber er legte mir die Hand auf die Schulter und sagte, ich solle nicht beten. ‹Erstens glauben Sie nicht, dass Gott antworten wird, und zweitens glaube ich, dass er bereits geantwortet hat. Deshalb ist es unnötig, dass Sie auch noch beten.›
Ich starrte ihn an, und er sagte: ‹Kapitän, ich kenne meinen Herrn seit 57 Jahren, und in diesen 57 Jahren habe ich es keinen einzigen Tag unterlassen, beim König vorzusprechen. Stehen Sie auf, Kapitän, und öffnen Sie die Tür. Sie werden sehen, der Nebel ist weg!› Ich stand auf. Der Nebel war tatsächlich weg! Am Samstagnachmittag war Georg Müller rechtzeitig für seinen Dienst in Quebec.»
Das «Dennoch des Glaubens» erhebt uns auf Höhen, die wir nur durch den Glauben erleben können. Glauben Sie doch an mehr als das, was der Verstand zulässt, und Sie werden erleben, dass Gott viel mehr tun kann, als Sie ahnten. Auch da, wo alle Hoffnung zu Ende ist, kann Gott dennoch helfen.
Von Ernst Kraft