06.03.2012

Die grosse Wende

«Das aber sollst du wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden. Denn die Menschen werden sich selbst lieben, geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, gewalttätig, dem Guten feind, Verräter, leichtsinnig, aufgeblasen; sie lieben das Vergnügen mehr als Gott; dabei haben sie den äusseren Schein von Gottesfurcht, deren Kraft aber verleugnen sie. Von solchen wende dich ab!»
In der jüngsten Geschichte gab es verschiedene grosse Wendepunkte: 1968 gab es eine Wende, eine Art Kulturrevolution. In den 1990er Jahren kam es zu einer Wende in der kommunistischen Welt. Derzeit sehen wir eine Wende in der arabischen Welt, eine «Arabellion», auch «arabischer Frühling» genannt. Wir in Europa stehen mitten in einer Wirtschaftswende und seit Längerem läuft hier und in der ganzen Welt auch eine politische Wende («neue Weltordnung», Lissabonner Verträge). Die Bibel spricht von einer Wende, die die Gesellschaft in den letzten Tagen kennzeichnen wird. Womöglich gehört das Erwähnte bereits dazu.
«Das aber sollst du wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden. Denn die Menschen werden sich selbst lieben, geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, gewalttätig, dem Guten feind, Verräter, leichtsinnig, aufgeblasen; sie lieben das Vergnügen mehr als Gott; dabei haben sie den äusseren Schein von Gottesfurcht, deren Kraft aber verleugnen sie. Von solchen wende dich ab!» (2.Tim 3,1-6; vgl. hierzu Röm 1,29-32).
«Das aber sollst du wissen», deutet auf die Dringlichkeit, auf die prophetischen Aussagen der Bibel zu achten. Wir sollen nicht die Augen davor verschliessen und nicht einfach über sie hinweggehen. Wir sollen sie nicht unbeachtet und unerwähnt lassen, weil sie uns nicht passen, zu negativ daherkommen, zu wenig evangelistisch sind oder uns andere Themen wichtiger erscheinen. Die Gemeinde darf die Wahrheiten über die Endzeit nicht unterschlagen.
Ein Spruch besagt: «Die Leute sagen immer, die Zeiten werden schlimmer! Die Zeiten bleiben immer, die Menschen werden schlimmer.» Es gab zu jeder Zeit Menschen, deren Verhalten so war, wie oben beschrieben. Worin liegt denn der Unterschied zur Endzeit? Der Unterschied liegt auf drei Ebenen:
1) In der Zukunft. Vom Begriff «letzte Tage» (V 1), Gr.: eschatos, ist das Wort Eschatologie abgeleitet (die Lehre von den Letzten Dingen). Er beschreibt etwas Abschliessendes, etwas, das zuletzt kommt – der Zeitpunkt, wenn Gottes Heilsgeschichte zu ihrem Abschluss gelangt. Wenn Paulus deshalb schreibt, «dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden» (Futur), dann beschreibt er damit weniger seine Zeit – obwohl es auch damals schon Menschen mit solchen Charakterzügen gab, von denen sich Timotheus trennen sollte (V 5) –, vielmehr geht es in der Hauptsache um eine Zeit, die noch in der Zukunft liegt, eben um die «letzten Tage».
2) Weltumspannend. Paulus schreibt: «Denn die Menschen werden … sein». In der Endzeit wird es eine weltumspannende und globale Haltung der Menschheit geben, die in besonderem Mass die in 2. Timotheus 3,1-6 beschriebenen Eigenschaften
hat.
3) Eine christianisierte Welt. Dazu sagt der Apostel: «dabei haben sie den äusseren Schein von Gottesfurcht». Das bedeutet, dass das Christentum zuerst weit verbreitet sein muss, ehe sich die Menschen später vom Christentum weg zu diesen negativen antichristlichen Eigenschaften hin entwickeln. Zur Zeit des Apostels Paulus war so etwas in dieser Weise noch gar nicht möglich. Dies trifft aber auf unser christliches Abendland des 21. Jahrhunderts zu – wohl wie auf keine andere Zeit zuvor.
Der ehemalige deutsche Bundespräsident Gustav Heinemann sagte einmal über das «christliche» Europa: «Europa dankt seine Position, die es in der Vergangenheit in der Welt eingenommen hat, diesem Evangelium von Jesus Christus.» Doch heute wendet es sich zunehmend vom Christentum ab. Darum sagte Alexander Solschenizyn einmal treffend: «Wenn ich aufgefordert würde, den Hauptzug des ganzen 20. Jahrhunderts festzustellen und kurz wiederzugeben, wäre ich unfähig, etwas Genaueres und Markanteres zu finden, als zu wiederholen: ‹Die Menschen haben Gott vergessen›.»
Die Mehrzahl «schlimme Zeiten» (nicht: «schlimme Zeit») deutet darauf hin, dass die chaotischen gesellschaftlichen Zustände an Intensität zunehmen – wie Wellen innerhalb der Endzeit. Es ist ein Auf und Ab, ein Hin und Her. Dies erinnert auch an den Intervall von Wehen (vgl. Mt 24,8). Die Jugend- und Studentenbewegung der 1968er-Revolution, die praktisch mit der Rückeroberung Jerusalems durch die Israelis zusammenfiel, ist so eine Welle. Die Endzeit hängt ja im absoluten Sinn eng mit der Wiederherstellung Israels zusammen (Lk 21,29 = Feigenbaum und alle Bäume; Hes 36,33 u. Röm 11,25-27; Jer 30,24-31,2; 33,7-8: Ps 102,14-19; 5.Mo 4,30; 31,29). Begannen hiermit die «schlimmen Zeiten» der letzten Tage? Über diese Zeit ist zu lesen:
«1968 – Was für ein Jahr! Da stürzte eine befreite, entfesselte Jugend die morsche Moral der deutschen Nachkriegsgesellschaft vom Sockel, tobte darüber hinweg und trat lachend in den Staub, was doch seit Jahrhunderten als höchste Tugend gegolten hatte: keusche Enthaltsamkeit, sittsames Sich-Bescheiden, fromm ergebener Gehorsam und untertäniger Respekt vor Gesetz und Obrigkeiten ... und frech und fröhlich ging diese Jugend daran, ihre neue Welt aufzubauen, ihr eigenes Leben zu leben, ihre eigene Moral zu finden. … Wie jede echte Revolution war es eine Jugendrevolte; sie richtete sich gegen das Alte und die Alten, gegen das Bewährte und falsch Bewahrte, gegen das Bestehende, das Establishment. … ‹68 ist ein Mythos› geworden: Das war der Anbruch einer ganz neuen Zeit (Anm. Red.: ‹Das aber sollst du wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden›) mit einem neuen Menschenbild (Anm. Red.: ‹Denn die Menschen werden … sein›) – es ging um den freien, selbst bestimmten Menschen, der sich nicht mehr von oben verwalten lässt, sondern sich eine neue, freiheitlich demokratische Welt schafft, darin er seine Persönlichkeit allseitig entfalten kann.»
Für «schlimme Zeiten» steht auch «harte Zeiten», «schwere Zeiten», «gefährliche Zeiten», «bedrohliche Zeiten» oder «böse Zeiten». Es ist eine Zeit der Umbrüche, eine grosse Wende auf allen Gebieten unter allen Völkern. Mit diesen Aussagen macht der Heilige Geist keine Hoffnung auf bessere Zeiten. Er hält ganz nüchtern fest, dass die Zeiten sich verschlechtern. In Bezug auf unsere Zeit wird heute offen von einer Gesellschaft ohne Werte geredet, vom Zustand eines Gesinnungsterrors und von einer Lobby, die unsere Gesellschaft verändert. Unsere Welt ist geprägt von Umbrüchen, Gewalttaten, Terror, Revolutionen, Demonstrationen, Auflehnungen und Liberalität. Im Folgenden wollen wir die 18 Hinweise aus 2. Timotheus 3,1- 6 betrachten, die die Gesellschaft der Endzeit beschreiben.
Die Menschen werden sein:
1) Selbstsüchtig. Andere Übersetzungen besagen: «sich selbst lieben», das heisst, egoistisch, egozentrisch, oder «sich selbst süchtig begehrend». Der Mensch steht im Mittelpunkt. Ein Psychoanalytiker erklärte: «Die oberste Maxime in der Psychoanalyse heisst: Selbstverwirklichung und Autonomie.»4 Ein anderes Beispiel sind die heute allgegenwärtigen Castingshows. Welt Online berichtet: «Castings lösen Kult permanenter Selbstdarstellung aus … Selbstinszenierung und Öffentlichkeitsdrang: … Die Casting-Gesellschaft tritt längst nicht mehr nur im Fernsehen auf: In der Berufswelt, in sozialen Netzwerken im Internet und im privaten Umfeld betreiben viele Menschen Experten zufolge Selbstinszenierung … Castingshows … wie ‹Dschungelcamp› oder ‹Deutschland sucht den Superstar› sind nach Ansicht des Tübinger Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen ein wichtiges Signal für einen gesellschaftlichen Wandel. Casting sei mittlerweile zur Lebensform geworden, in der sich der Einzelne ständig selbst in Szene setzen müsse. Der Kampf um öffentliche Aufmerksamkeit sei längst nicht mehr beschränkt auf Prominente und Medienprofis, sagte Pörksen weiter. Selbst der Bayerische Bauindustrieverband nutze bei seiner Stellensuche ein ‹BauCamp›, in dem sich – wie in der ProSieben-Show ‹Deine Chance› drei Kandidaten um einen Job streiten. Entstanden sei mittlerweile ‹ein Kult permanenter Selbstdarstellung›, der durch das Fernsehen und das Internet angetrieben werde. Tausende würden ihre Fotos und Videos in soziale Netzwerke und auf die eigene Homepage stellen. Als Folge sieht Pörksen eine Entwicklung, in der jeder verdächtigt wird, sich selbst nur noch zu inszenieren.»
2) Geldgierig, habgierig. Das materielle Denken verdrängt die geistlichen Werte. «… der Reiche antwortet mit Härte» (Spr 18,23). Das gilt zwar nicht prinzipiell, ist aber bedeutend: Geld kann den Charakter verderben. Unterstreicht die Euro-, Banken- und Schuldenkrise (und alles, was damit zusammenhängt) nicht überdeutlich diese biblische Wahrheit? Man spricht von einem Handel ohne moralisches Fundament, wo es angeblich keinen Schuldigen gibt, aber viele Opfer.
Es dreht sich mittlerweile nicht bloss um eine Finanzkrise, sondern um eine Wertekrise. Die Staaten machen horrende Schulden, um den Konsum zu finanzieren, weil niemand bereit ist, auf irgendetwas zu verzichten. «Der Deutsche arbeitet tausend Stunden weniger im Jahr als der Südkoreaner, sitzt dafür aber besonders ausdauernd im Wartezimmer der Ärzte, wozu ihn ein aufgeblähtes Gesundheitssystem einlade», schreibt Thomas Lachenmaier und zitiert den Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson.
In einem Aufsatz schreibt der deutsche Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble treffend: «Sind wir zu satt für Gott? … Die Krise der Banken und später der Wirtschaft und ganzer Staaten, mit der wir seit 2008 konfrontiert sind, wurde nicht zuletzt durch die grenzenlose Gier nach immer höheren Gewinnen an den Kapitalmärkten ausgelöst. So erfolgreich das marktwirtschaftliche Modell ist – und niemand kann im Ernst seine Abschaffung fordern –, so sehr beruht es auf Mechanismen, die, wenn sie nicht kontrolliert und begrenzt werden, im Wortsinn unmenschliche Konsequenzen hervorbringen. Das grenzenlose Profitstreben, für das es keinen automatischen Haltepunkt gibt, die Erzeugung immer neuer Bedürfnisse in der Konsumgesellschaft und der Raubbau an den auf der Erde verfügbaren natürlichen Ressourcen, sie alle führen zu Zuständen, die für das menschliche Wohlergehen und sogar für das menschliche Überleben bedrohlich sind. … Wenn die Europäische Union und insbesondere die Eurozone unter dem Druck der Finanzmärkte an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen, dann hat auch das mit menschlicher Masslosigkeit zu tun …»
3) Prahlerisch. Das bedeutet: angeberisch, wichtigtuerisch, übertreibend, grossmaulig, eingebildet (man denke da an aktuelle Politiker, Neureiche oder Rapper).
4) Überheblich. Das heisst: hochmütig. Man erhebt sich über alle moralischen, ethischen und gesellschaftlichen Grenzen.
5) Lästerer, schmähsüchtig. Die Menschen erhöhen sich selbst, indem sie andere erniedrigen. Ihre Schmähungen richten sich gegen Gott und gegen Menschen. Es geht gegen Politiker, Regierungen und das Christentum. In Kabaretts und Comedy-Shows werden zum Beispiel Politiker zum Gespött gemacht, verulkt, verlästert und christliche Werte in den Schmutz gezogen.
6) Den Eltern ungehorsam (das heisst, den Gehorsam verweigern). Hierbei geht es nicht bloss darum, dass Kinder den Gehorsam verweigern und sich gegen Eltern auflehnen, sondern es geht um ein endzeitlich breit gefächertes, entartetes System. Die Familie, die kleinste Zelle des Staates, wird angegriffen, Eltern werden entmachtet. Werte, die das Zusammenleben in Familie und Gesellschaft fördern, werden aufgegeben oder entwertet. Man verachtet Gott, die Familie und den Nächsten.
7) Undankbar. Die Menschen erachten alles als eigene Errungenschaft und eigenen Verdienst. Verächtlich schauen sie auf frühere Zeiten zurück. Junge Manager entlassen ohne Skrupel ältere Mitarbeiter. Angestellte, die vor Jahren noch für ihre Treue und Loyalität einen Bonus erhalten hätten, müssen ihren Platz räumen.
8) Unheilig, ruchlos, ohne Ehrfurcht. Den Menschen ist nichts mehr heilig. Man hat keine Achtung vor göttlichen Massstäben, staatlichen Gesetzen, gesellschaftlichen Richtlinien, vor der Familie, vor ungeborenem Leben, vor dem Alter. Man schreckt deshalb vor nichts Unheiligem mehr zurück; weder vor Abreibung noch vor Euthanasie.
9) Lieblos, herzlos, gefühlskalt. Das ist die Erfüllung von Matthäus 24,12: «Weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe in vielen erkalten.»
10) Unversöhnlich, ohne Treue. Man will keine Verbindlichkeiten, darum auch Ehe ohne Trauschein. Das schlägt sich im Kleinen und im Grossen nieder, in Familienstreitigkeiten (Scheidungen), in der Nachbarschaft, in Protestkundgebungen, in Unversöhnlichkeit der Volksschichten untereinander. Die Nächstenliebe, der Wille zur Veränderung und Integration, fehlt.
11) Verleumderisch (Gr.: diaboloi). Der Teufel ist ja einerseits der Diabolos, das heisst, der Durcheinanderbringer, und andererseits der Ankläger (Offb 12,10). Die letzten Zeiten sind wahrhaft diabolische Zeiten, voll falscher Anklagen, in denen die Wahrheit verdreht und die Werte verschoben werden. Wahrheit wird zur Lüge und zum Unrecht deklariert und die Lüge zur Wahrheit erhoben. Zum Beispiel: Gott wird als nichtexistent erklärt und die Schöpfung zum Gott gemacht. Was das Wort Gottes über Sünde sagt, wird verachtet, Umweltsünden dagegen werden aufs Genaueste beachtet und geahndet.
In London ist es beispielsweise Islamisten und deren Sympathisanten durch ständige, zum Teil gewalttätige und laute Proteste gelungen, die Hauptfiliale des israelischen Unternehmens Ahava (Liebe), die Gesundheits- und Drogerieprodukte herstellt, zur Schliessung zu nötigen. Der Polizei gelang es nicht, die Geschäfte zu schützen.
Wer an die Bibel glaubt, sich zu ihr bekennt und nach ihr leben möchte, kann gerichtlich belangt werden und schnell zu einem Verfolgten werden, der die Gesellschaft stört. Offensichtlich ist das anders, wenn man sich an den Koran hält. Ende 2006 klagte eine aus Marokko stammende Deutsche ihren marokkanischen Ehemann an, weil sie von ihm geschlagen wurde. Die Anklage wurde abgewiesen mit der Begründung, sie hätte vorher wissen müssen, dass Moslems ihre Frauen schlagen – denn schliesslich stünde das im Koran!
12) Unbeherrscht, hemmungslos, rücksichtslos. Das heisst: haltlos, unenthaltsam, zügellos, allen Impulsen freien Lauf lassend. Es ist ein Wandel ohne den Heiligen Geist (Gal 5,16-21).
13) Gewalttätig, brutal, grausam, roh. Das bedeutet: impulsiv, kein Gefühl zeigend, unbeherrscht im Zorn, schnell und unkontrolliert losschlagend. Mobbing auf dem Schulhof oder dem Arbeitsplatz fällt sicher auch darunter. Solange es eigenen Interessen dient, nutzt man das Recht auf Demonstration. Polizisten werden tätlich angegriffen und mit Farbe beworfen. Gehen dagegen Andersdenkende friedlich für ihre Überzeugung auf die Strasse, werden diese nicht selten mit Gewalt behindert (z.B. Kundgebungen gegen Abtreibungen). Rechtsextreme werden zu Recht staatlich eingeengt, Linksextreme dagegen oft toleriert. Wenn Opfer kommunistischer Regimes auf die Strasse gehen und gegen linksgerichtete Elemente demonstrieren, werden sie angegriffen.
14) Dem Guten feind. Es geht hier um Tugendverächter, darum, die Liebe zum Guten abzulehnen. Es kommt zu aktivem Widerstand gegen das Gute, gegen jede Moral. Der zivile Ungehorsam wird propagiert, Gender-Mainstreaming vorangetrieben, eheliche Untreue gefördert (s. Blickfeldbeitrag «Aufruf zur Untreue»). Die Homosexuellen-Lobby beispielsweise beeinflusst zunehmend die Medien und das Rechtssystem zu ihren Gunsten.
15) Verräter. Das erinnert an Judas, der zum Verräter Jesu wurde. Eine Parallele wird es in der Endzeit geben, in der eine abgefallene Christenheit die Lehre Christi verrät und dem Antichristentum Hilfestellung bietet. Andere Lehren als die der Bibel werden gefördert und prägen zunehmend christliche Staaten, während biblische Lehre verachtet wird. So wird ausgerechnet ein Theologieprofessor mit den Worten zitiert: Wer die Bibel wörtlich nehme, der nehme sie nicht ernst.
Helmut Matthies wies darauf hin, dass mittlerweile auch in Kirchen mehr Menschen an die Dogmen zur Umwelt glaubten als an die Jungfrauengeburt Jesu. Manche Kirchenleute seien in der Öffentlichkeit wesentlich besser bekannt durch ihre Warnungen vor Klimaänderungen als durch Ermutigungen zum Glauben an Gott. Und nach der Auffassung von Franklin Graham (Sohn des amerikanischen Evangelisten Billy Graham) wird der Name Jesu Christi in zunehmendem Masse aus dem öffentlichen Leben verdrängt. So könne man zwar öffentlich zu «einem Gott» beten, aber nicht zu Jesus Christus.
16) Leichtsinnig, rücksichtslos, verwegen. Andere Übersetzung: «Unter dem Drang der Leidenschaft handelnd.» Das sind zum Beispiel Abenteurer, die kein Risiko mehr scheuen, die alles aufs Spiel setzen.
17) Aufgeblasen. Sie nehmen nur sich selbst wichtig. Sie haben nur ihre eigenen Ziele im Auge.
18) Sie lieben das Vergnügen mehr als Gott. Das beschreibt einen Lebensstil, in dem Gott völlig ausgeklammert wird. Man ist für alles offen, was Spass macht, aber für alles verschlossen, was göttlich ist. Das englische Wort «Fun» (Spass) ist heute zum Inbegriff des Lebens geworden (Fun-Gesellschaft). Die Bibel redet sogar von Menschen, deren Bauch ihr Gott ist (Phil 3,19). Ganz im Trend des bis hierhin Erwähnten liegend und gleichsam zusammenfassend ist ein Machwerk, das bereits zu einem Bestseller geworden ist. Es trägt den Titel Der kommende Aufstand. Es handelt sich um ein anonym verfasstes Buch, dessen Autoren sich hinter dem Pseudonym «Das unsichtbare Komitee» (Edition Nautilus) verstecken. Im Buch geht es um eine neue Protestkultur, die zu Anschlägen und einem mit Betrug und Diebstahl finanzierten Lebensstil aufruft. Laut der Zeitschrift factum ist das Buch ein anarchistisches Manifest, eine Streitschrift, die Gewalt und Gesetzlosigkeit schürt: «Der Eventcharakter des Krawalls als Bühne für narzisstische Auftritte ist kennzeichnend und zeittypisch. Der Protest, den die Anarcho-Radikalisten empfehlen, folgt ganz den Aufmerksamkeitsgesetzen des Marktes.» Thomas Lachenmaier schreibt im factum zu diesem Buch unter anderem:
«… für unsere Zeit ist sicher bestimmend, dass sich dieser Zeitgeist vom christlichen Gottesbild löst und zunehmend offen dagegensteht. Immer deutlicher rückt das Ich in einer narzisstischen Selbstbezogenheit in die Mitte des Denkens. … Der Zeitgeist der Gottesferne, der Ich-Bezogenheit, die Ablehnung der Werte, die mit der Bibel Realität wurden, finden hier einen radikalen Ausdruck. Der rechtskonservative amerikanische TV-Kommentator Glenn Beck sagte von diesem Text, er sei ‹möglicherweise das Böseste, was ich je gelesen habe›. … Die Streitschrift beschreibt eine Grundhaltung, die in der Gesellschaft längst latent verbreitet ist. … Der Text stiftet zu einem Lebensstil an, der mit dem antichristlichen Weltbild, das unsere Zeit unterschwellig prägt, ernst macht, zu einem Terror des Alltags. Es ist ein Dokument von einer kaum zuvor gelesenen Destruktivität. … Ihren Gefolgsleuten empfehlen sie einen ganz speziellen Lebenswandel: ‹Lernen, auf der Strasse zu kämpfen, sich leere Häuser anzueignen, nicht zu arbeiten, sich wahnsinnig zu lieben und in den Geschäften zu klauen›. Die technologische Infrastruktur der Verkehrs- und Kommunikationsmittel wird als zerstörerisch beschrieben, aber auch als angreifbar. … Der Mensch ohne Gesetz: Nehmen, was man braucht. Besetzen, was man will. … Jetzt gelte es, sich Waffen zu beschaffen, Anschläge zu verüben, Hacker-Angriffe zu starten, zu stehlen und vor allem: ‹ein gewisses taktisches Fieber zu erregen – zu schüren, wie man Feuer schürt›. Dieser Kampf hat der Darstellung der Streitschrift zufolge längst begonnen: mit Sozialbetrug, Sachbeschädigung, Krawall, brennenden Autos in Paris, Strassburg, Berlin. … Ihnen schwebt eine Gesellschaft vor, in der die Gesetzlosigkeit überhandnimmt. … Auch eine demokratisch legitimierte Entscheidung ist für diese postdemokratischen Anarchisten nicht bindend. Jeder ist sich bei dieser neuen Ideologie selbst der Nächste und der Massstab und entscheidet, gegen was und wen er kämpfen will. Es ist eine Frage des Einzelfalles, es ist Willkür. … Kaum jemand findet mehr etwas Verwerfliches daran, wenn Gruppen zur Durchsetzung ihrer subjektiv für «gut» erkannten Ziele Rechtsbrüche begehen. … Gekämpft wird sogar gegen Entscheide, die basisdemokratisch zustande kamen. Das zeigte sich beispielsweise bei der Schweizer Volksabstimmung darüber, ob kriminelle Ausländer zurück in ihre Herkunftsländer geschickt werden sollen. Nach der Abstimmung randalierten Gegner mit einer in der Schweiz bis dahin kaum gesehenen Brutalität. … Mit dem Marsch der 68er durch die Institutionen ist deren Denken bis an die Spitze von Behörden und in Regierungsämter vorgedrungen. … Zu der Tatsache, dass in seiner Stadt keine Woche vergeht, ohne dass Radikale ungeahndet mehrere Autos in Brand setzen, erklärte der Berliner Polizeipräsident Dieter Glietsch achselzuckend, Besitzer hochwertiger Autos sollten ihre Fahrzeuge eben nicht in Kreuzberg parken. Das sei ‹eine Provokation›.»
Die oben aufgeführten 18 endzeitlichen Eigenschaften werden nun in einem 19. Punkt zusammengefasst: «Dabei haben sie den äusseren Schein von Gottesfurcht, deren Kraft aber verleugnen sie.» Andere Übersetzung: «Aber von der wahren Lehre, von der Kraft, aus der echte Frömmigkeit lebt, wollen sie nichts wissen.» Der Vers erklärt, dass diese ungeistlichen und brutalen Veränderungen, die die Menschen der letzten Zeit hervorbringen, auch vor den Toren der Kirche/Gemeinde nicht haltmachen; und Vers 13 ergänzt, dass es sich dabei um verführte Verführer handelt: «Böse Menschen aber und Betrüger werden es immer schlimmer treiben, indem sie verführen und sich verführen lassen» (2.Tim 3,13).
Es wird nicht besser, es wird immer schlimmer. Man kann dies auch eine «verheidnischte» Form des Christentums nennen. Von der einstigen Reformation ist kaum mehr etwas übrig geblieben. Die Prinzipien der Reformatoren («Nur die Bibel ist absolut zuverlässig») sind längst aufgegeben worden. Man hält zwar noch an Formen und einer gewissen Religiosität fest, an kirchlichen Traditionen, Kleiderordnungen, Titeln, Zeremonien und Ritualen, aber von der Kraft distanziert man sich; die wahren Inhalte werden geleugnet. Unbiblische Massstäbe beherrschen mittlerweile weite Kreise des Christentums. Daher kann es für aufrichtige Christen nur eine Antwort geben: «Von solchen wende dich ab!» Das ist die Wende in der Wende!
Schon Timotheus sollte sich damals von Menschen mit solchen Eigenschaften distanzieren. Wie viel mehr gilt das im Blick auf die Christenheit der Endzeit, die Paulus hier beschreibt. Aber zur grossen Wende in der Wende gehört auch noch etwas anderes. Es gibt drei Dinge, die wir vor Augen haben sollten.
1) Die persönliche Hinwendung zu Jesus. Wir könnten uns nun fragen: «Wie kann ich diesen zerstörerischen Verhältnissen entkommen? Ich bin ja selbst wie ein Gefangener dieses antigöttlichen Systems geworden, ich stecke ja mitten drin.» Antwort: Wir dürfen auf die richtige Seite wechseln! Dora Rappard sagte einst: «Es gibt keine Flucht vor Gott als (nur) die Flucht zu Gott.» Es gibt etwas Wichtigeres als Eurokrise und Bankenrettung. Wir sind nicht nur finanziell überschuldet, sondern mit Schuld vor Gott überlastet. Nur die Hinwendung zu Jesus befreit uns von dieser Schuld. «Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, all ihr Enden der Erde; denn ich bin Gott und keiner sonst!» (Jes 45,22). Das ist die grösste Wende, die ein Mensch vollziehen kann.
2) Die Wende zu einer neuen Glaubenseinstellung. Viele Christen lassen sich von den Ereignissen herunterziehen und leben mit einem Tunnelblick. Sie sind der Gesellschaft und den Ereignissen gegenüber nur noch negativ eingestellt. Wir können die Dinge nicht ändern, aber wir können unsere Einstellung zu den Dingen ändern. In einer zunehmend geistlich destruktiven Welt sollten wir umso mehr konstruktive Christen sein. Es gibt für Christen eine geistliche Antwort auf die unchristlichen Verhältnisse aus 2. Timotheus 3: «Im Übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!» (Phil 4,8).
3) Die grosse Wende kommt mit der Wiederkunft Jesu. Nicht die geistlichen Krisen, nicht die politischen Krisen und auch nicht die Wirtschaftskrisen haben das letzte Wort; sie weisen höchstens auf die Zuverlässigkeit Seines Wortes hin. Das letzte Wort hat Jesus Christus selbst: «Und der auf dem Thron sass, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er sprach zu mir: Schreibe; denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!» (Offb 21,5). In einer dermassen unzuverlässigen und unsicheren Welt sind und bleiben Gottes Zusagen zuverlässig und gewiss. Mit dieser Sichtweise und diesem hoffnungsvollen Blick wollen wir unser Christsein leben!
Von Norbert Lieth