04.01.2012

Eschatologie: Die Wichtigkeit biblischer Prophetie

Der Begriff Eschatologie leitet sich von zwei griechischen Wörtern ab: eschatos («letzte») und logos («Rede»). Es bedeutet «Lehre von den Letzten Dingen». Obwohl es Christen gibt, die versuchen, diesen Bereich der Theologie abzuschwächen, ist das Studium der Eschatologie wichtig, weil sie zur Gesamtheit der Heiligen Schrift gehört. So ist zum Beispiel jeder zehnte Vers der Bibel prophetisch (das heisst, dass 27 Prozent der ganzen Schrift zukünftige Ereignisse voraussagen). Ausserdem ist es aus mindestens sechs Gründen wichtig, das prophetische Wort zu studieren.
Erstens: Die biblische Prophetie bezeugt die Wahrhaftigkeit des Wortes Gottes (Jes 40-49; 2.Petr 3,13). Es gibt über 300 Prophezeiungen zum ersten Kommen Christi, und etwa ein Viertel des Neuen Testaments ist prophetisch.
Zweitens: Die biblische Prophetie bezeugt die Souveränität Gottes in der realen Geschichte. Gott legt die Historie fest, bevor sie beginnt.
Drittens: Die biblische Prophetie bezeugt die Verantwortung des Gläubigen im gegenwärtigen Zeitalter. Unsere Sicht von der Zukunft bestimmt, wie wir in der Gegenwart leben.
Viertens: Das Verständnis von der biblischen Prophetie sollte ein Antrieb zur Evangelisation sein. Christus wird die Welt wegen Sünde und Ungerechtigkeit richten; daher muss das Evangelium mutig und klar verkündigt werden.
Fünftens: Die biblische Prophetie sollte ein Antrieb für ein gottesfürchtiges Leben sein. Wir wollen uns doch nicht schämen müssen, wenn Christus für Seine Gemeinde wiederkommt.
Sechstens: Die biblische Prophetie ermutigt inmitten von Leiden und erleichtert mit einer Zukunftshoffnung das Ausharren.
Das prophetische Wort. Die Themen in der biblischen Prophetie sind wichtig, weil sie sich mit dem ganzen Ratschluss des Wortes Gottes und der eschatologischen Hoffnung der Christen befassen. Wer die biblische Prophetie studiert, beherzigt auch biblische Ermahnungen (vgl. Mt 16,1-3; 24,3). Hebräer 11,13-16 bezieht sich auf solche, die ihr Leben im Hinblick auf die Verheissungen zur Zukunft führten (vgl. Lk 21,34.36). 2. Petrus 3,11-14 betont die Dringlichkeit, bereit zu sein, wenn Christus wiederkommt. 1. Thessalonicher 5,1-11 stellt «ihr» (diejenigen, die die Zeit verstehen, in der sie leben) «sie» (diejenigen, die Gottes prophetische Anordnungen nicht kennen) gegenüber. Die biblische Prophetie ist wichtig, weil Jesus das Studium der Prophetie empfahl.
Unsere Welt heute möchte den Sinn aktueller Ereignisse erkennen. In Matthäus 24 bis 25 wird die Frage zum Zeichen der Ankunft des Messias und das Ende der Weltzeit beantwortet. Im jüdischen Verständnis hängen das Ende der Zeitalter und das anschliessende Kommen des Messias eng zusammen. Die Bezugnahme auf die «Wiederkunft» in Matthäus 24,3 (vgl. V 27.37.39) schloss die Aufrichtung des Reiches Gottes als eine buchstäbliche, irdische Herrschaft durch den Messias mit ein. Wenn Christus Sein Königreich auf Erden aufrichtet, werden die bedingungslosen Verheissungen des Abrahamitischen Bundes für Israel erfüllt. Doch vor dieser Zeit wird Jerusalem ein «Taumelkelch für alle Völker ringsum» sein (Sach 12,2). Die gegenwärtigen Unruhen in der Welt führen zur Erfüllung biblischer Prophetie.
Die Entrückung. Obwohl viele Zeichen für die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit gegeben wurden, gibt es keine für die Entrückung. Es gibt nichts, was vor der Entrückung geschehen müsste. Aber es gibt auch nichts, was ausschliessen würde, dass sich prophezeite Ereignisse vor der Entrückung der Gemeinde – im Vorfeld der Trübsal – ereignen. Sie ist ein Ereignis, das jederzeit eintreten kann (vgl. Phil 3,20; 1.Thess 1,10; Tit 2,13). Trotz aller Zeichen zur Wiederkunft in Herrlichkeit wird es in den letzten Tagen «Spötter» geben (2.Petr 3,3-4). Petrus ermahnt diejenigen, die in den letzten Tagen leben werden, dass die jetzigen Himmel und die Erde «für das Feuer bewahrt» werden zum Tag des Gerichts Gottes und «des Verderbens der gottlosen Menschen» (3,7). Ausserdem warnt er, dass der Herr das Gericht hinauszögert, «weil er nicht will, dass jemand verloren gehe, sondern dass jedermann Raum zur Busse habe» (3,9). Christen, die richtigerweise an die Entrückung und Christi Gerichte glauben, sind keine Pessimisten; vielmehr sind sie Optimisten, die erkennen, dass die einzige Hoffnung für die Menschheit in Jesus Christus zu finden ist.
Die Identität des Antichristen. Der Antichrist ist bekannt als «das Tier» (Offb 13,1), «der Mensch der Sünde» (2.Thess 2,3), «der Sohn des Verderbens» (2.Thess 2,3), «der Gesetzlose» (2.Thess 2,8), «der Gräuel der Verwüstung» (Mt 24,15), das «kleine Horn» (Dan 7,8), «ein frecher und listiger König» (Dan 8,23), der «zukünftige Fürst» (Dan 9,26), «ein Verachter» (Dan 11,21), der König, der tut, «was ihm beliebt» (Dan 11,36), und der «nichtsnutzige Hirte» (Sach 11,16-17). Der Antichrist (griechische Vorsilbe anti) stellt sich nicht nur gegen den wahren Messias, sondern er kommt auch in höchst teuflischer Weise anstelle des Christus. Der Antichrist wird wahrscheinlich derjenige sein, der den Friedensprozess im Nahen Osten zum Funktionieren bringt. Er wird einen falschen Frieden erreichen, der in einem plötzlichen Verderben enden wird (1.Thess 5,3). Der «Mann der Sünde» (2.Thess 2,3) oder der «Gesetzlose» ist teuflisch in seiner Natur und in seinen Taten. Er wird gewiss jegliches Gesetz brechen, das Gott gegeben hat. Seine Rebellion richtet sich im Besonderen gegen Gott und Sein Gesetz. Der Antichrist wird sich sogar selbst als Gott erhöhen und ein Bild von sich selbst aufrichten, das angebetet werden soll (Dan 11,36; 2.Thess 2,4; Offb 13,8). Die New-Age-Bewegung wird grosse Freude an diesem Weltführer haben, weil er wahrscheinlich die Lüge fördern wird, dass der Mensch ein «kleiner Gott» werden kann. Durch «betrügerische Kräfte, Zeichen und Wunder» wird er die böse und unbussfertige Welt verführen (2.Thess 2,9-10).
Das Wesen der Trübsal. Das jüdische Verständnis vom «Ende der Weltzeit» war direkt mit einer zukünftigen Auferstehung und der messianischen Herrschaft auf Erden verbunden (Lk 20,34-40; Dan 12,2; Hes 37,12-14; Jes 26,19). Das «Ende der Weltzeit» ist ein Hinweis auf das Gericht am Ende des Geheimnisses des Königreichs, das im Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen veranschaulicht wird (Mt 13,39-40). Das Gleichnis lehrt, dass das Unkraut und der Weizen als Resultat des echten Säens des Evangeliums und des falschen Gegensäens Seite an Seite wachsen werden. Dies wird darin gipfeln, dass die Erlösten Gottes die Segnungen des Millenniums geniessen werden, während diejenigen, die das Evangelium abgelehnt haben, ewige Verdammnis erleiden werden.
Es heisst, dass die Trübsalszeit «verkürzt» wird (Mt 24,22); ansonsten «würde kein Fleisch gerettet werden». Die Kürzung dieser Tage bedeutet nicht, dass es weniger als sieben Jahre sein wird; es bedeutet vielmehr, dass die Zeit des Zorns verkürzt wird. Sicherlich verdient die Menschheit mehr als sieben Jahre der Trübsal für ihre Rebellion gegen Gott. Obwohl die Gerichte der Reihe nach intensiver werden (d.h. das siebte Siegel beinhaltet die sieben Trompeten und die siebte Trompete beinhaltet die sieben Schalen), ist das Ausmass dieser Gerichte hauptsächlich auf die letzten dreieinhalb Jahre begrenzt (Dan 7,25; 12,7; Offb 11,2; 12,6; 14; 13,5). Während der Trübsal wird es durch den Dienst der 144‘000 (Offb 7,1-8) und der zwei Zeugen (Offb 11,3) eine beispiellose Anzahl an Bekehrungen geben. Die Aussage: «Wer aber ausharrt bis ans Ende» (Mt 24,13), bezieht sich auf die Zeit des zweiten Kommens Christi (vgl. Offb 7,9-17) und nicht auf die falsche Lehre der Errettung durch Werke. Nur die Gläubigen, die ausharren, das heisst, die die Schrecken dieser Zeit durchstehen (Offb 6-19), werden «gerettet werden». Die «Geretteten» werden in ihren natürlichen Körpern in das Tausendjährige Königreich eingehen.
Petrus prophezeite, dass der Tag des Herrn wie ein Dieb in der Nacht kommen würde (2.Petr 3,10). Johannes gebrauchte dieselben Begriffe in Bezug auf das zweite Kommen des Herrn (Offb 16,15). Der Tag des Herrn ist derselbe wie der in 2. Petrus 3,12 beschriebene «Tag Gottes», «an welchem die Himmel sich in Glut auflösen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden». Das Gericht mit Feuer ist in den Siegel-, Trompeten- und Schalengerichten enthalten. Nach dem Tausendjährigen Reich wird es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben, in denen Gerechtigkeit wohnen wird. Der neue Himmel wird in Offenbarung 21 beschrieben; er wird am Ende des Tausendjährigen Königreichs aufgerichtet werden, und seine Erschaffung sollte von den Gläubigen eifrig erwartet werden. Am Ende des Tausendjährigen Reichs werden durch die Erschaffung der neuen Erde alle Auswirkungen von Adams Fall und der Sünde ausgelöscht werden. Das neue Jerusalem wird vom Himmel herabkommen und der ewige Wohnort aller Erlöster aller Zeitalter sein.
Schlussfolgerung: Die biblische Prophetie ist ein Antrieb für Gläubige, die Verlorenen zu warnen. Dass die eben geschilderten Ereignisse noch nicht erfolgt sind, zeigt «die Langmut unseres Herrn» (2.Petr 3,15). Die ermahnenden Worte des Petrus sind sowohl dramatisch als auch ernüchternd, da er der Verantwortung des Gläubigen, ein fleissiges Leben zu führen, Priorität einräumte – «dass ihr als unbefleckt und tadellos vor ihm erfunden werdet in Frieden!» Die Zukunft ist sicher für alle, die in dem Herrn Christus Jesus sind, und alle Heiligen werden ewige Gemeinschaft mit dem Gott des Friedens haben, der die Erwählten mit sich selbst versöhnt hat. Angesichts einer solch grossen Hoffnung für die Gemeinde sollte Gottes Volk gewisslich darin Trost finden, dass Gott «uns nicht zum Zorngericht bestimmt» hat, «sondern zum Besitz des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus» (1.Thess 5,9; Tit 2,13). Christen sollten diejenigen, die keine solche Hoffnung haben, warnen, dass das kommende Gericht Gottes plötzlich hereinbrechen wird (1.Thess 5,1-6). Die frühe Gemeinde soll sich mit dem Wort «Maranatha» (1.Kor 16,22) gegrüsst haben (in Form einer Bitte), was bedeutet: «unser Herr komm»; es wurde ausgesprochen, um die eifrige Erwartung auf das Kommen des Herrn Jesus zur Erlösung der Gemeinde vom kommenden Tag des Herrn auszudrücken (1.Thess 1,10). Als Christen sollten wir jeden Tag mit einer ewigen Perspektive leben, im Wissen, dass unsere Zukunft in Christus sicher ist.
Maranatha!
Von Ron J. Bigalke