14.09.2011

1. Timotheus 5,1-3: Der respektvolle Umgang im praktischen Gemeindeleben

Im 1. Timotheusbrief zeigt der Apostel Paulus auf, «wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit». Lesen Sie hier Teil 13.
In 1. Timotheus 5,1-3 erklärt Paulus: «Einen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn wie einen Vater, jüngere wie Brüder, ältere Frauen wie Mütter, jüngere wie Schwestern, in aller Keuschheit. Ehre die Witwen, die wirklich Witwen sind.»
Es ist immer wieder bewundernswert, welche Achtung die Bibel dem Menschen entgegenbringt und wie viel Wert sie darauf legt, dass wir gegenseitig Respekt üben. Das Wort Gottes bringt uns bei, wie wir das Alter zu respektieren haben und wie wir den geschlechtlichen Unterschied anerkennen und wahren sollen. Sie lehrt uns, dass die Höflichkeit bei allen Aufgaben, gerade auch bei Fehlverhalten und deshalb nötiger Ermahnung, obenan stehen muss. Hieran wird wieder einmal deutlich, wie viel die biblische Lehre allen anderen Religionen voraus hat. In Saudi-Arabien zum Beispiel wurde eine 75-jährige Frau zu 40 Peitschenhieben und 4 Monaten Haft verurteilt. Ihr Vergehen lag darin, sich «in Gesellschaft von zwei Personen des anderen Geschlechts» begeben zu haben, die nicht zu ihrer näheren Verwandtschaft gehörten.
Ausserdem wird in unserem Text der Gefahr des Hochmuts und des Übermuts Einhalt geboten, indem ein Gemeindeleiter (hier Timotheus) sich nicht befehlerisch über die Geschwister, sondern respektvoll neben sie stellen soll. Der gesamte Umgang innerhalb der Gemeinde sollte – weil die Gemeinde zum Haus Gottes gehört – familiär sein: «So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und Gäste ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen» (Eph 2,19). Die Hoffnung für alle übersetzt diese Stelle so: «So seid ihr nicht länger Fremde und Heimatlose; ihr gehört jetzt als Bürger zum Volk Gottes, ja sogar zu seiner Familie.»
Die ersten Verse von 1. Timotheus 5 drehen sich um das Thema Ermahnung. Sie weisen uns zunächst darauf hin, dass jeder (jede «Gattung» von Wiedergeborenen) jederzeit einen Fehler machen kann. Sogar das Alter schützt vor Torheit nicht. Auch bei älteren Menschen kann etwas vorfallen, was nicht gutzuheissen ist und Ermahnung notwendig macht. Dazu benötigt es einerseits Mut und andererseits sollte es mit viel Gefühl, Anstand und Respekt geschehen.
– Ein älterer Mann soll nicht hart angefahren, sondern wie ein Vater ermahnt werden. Wenn jemand eine berechtigte Ermahnung seinem Vater gegenüber hat – was übrigens durchaus vorkommen kann –, wie wird er dann mit ihm reden? Er wird ihn, wenn er gläubig ist, sicher nicht anschreien.
– Jüngere Männer sollen als Brüder, also als ebenbürtig, behandelt und nicht vom hohen Ross herunter abgeurteilt werden. Ein Bruder ist kein Sklave, kein Fremder, nicht jemand, der fernsteht, sondern jemand, der zur Familie gehört.
– Mit älteren Frauen soll man umgehen wie mit Müttern. Das geht in die gleiche Richtung wie der Umgang mit den älteren Männern. Geringschätzung oder Verachtung dürfen nicht sein.
– Und jüngere Frauen sollen wie Schwestern geachtet und behandelt werden (ebenso wie beim Umgang mit den jüngeren Brüdern). Doch hier wird noch ein Zusatz hinzugefügt: Die Keuschheit soll gewahrt werden. Demnach soll eine gesunde Distanz, Diskretion und innere Reinheit bewahrt werden.
– Die Witwen sollen geehrt werden. Ehren bedeutet: Aus einer inneren Haltung heraus einem anderen öffentlich Achtung und Anerkennung erweisen. Offensichtlich litten Witwen in der damaligen Gesellschaft besonders darunter, nicht beachtet und links liegen gelassen zu werden. Die Gemeinde hat die Aufgabe, Frauen zu unterstützen, deren Männer nicht mehr für sie sorgen können.
Von Norbert Lieth