29.08.2011

Amerikas Sucht nach Kriegsausgaben

Drogenabhängigkeit führt oftmals zu Reue. Am häufigsten geht es dabei um all das Geld, das die Drogenabhängigen verpulvern, um ihre Sucht zu finanzieren. Der Leadsänger der Rockband Aerosmith, Steven Tyler, hat kürzlich in einem Interview gesagt, dass er in den 80er Jahren mehr als 20 Millionen US-Dollar für Drogen ausgegeben hat. „Ich habe mehr als 20 Millionen Dollar für Drogen ausgegeben. Ich habe meinen Porsche, meinen Privatjet und mein Haus für Alkohol und Drogen verkauft und vergeudet, und stets fühlte ich mich dabei verloren“, gab er in seiner Autobiographie zu.
In den letzten Jahren gab es immer mehr Anzeichen dafür, dass in Amerika ein Zwang herrscht, der Herrn Tyler und jeden anderen Rock-Star beschämen würde. Uncle Sam hat eine Sucht nach Kriegsausgaben. Unser Engagement begann als defensive Aktion als Reaktion auf die Anschläge des 11. September, und im Laufe der Zeit hat es sich zu einer blindwütigen Besessenheit ausgeweitet. Wir geben Monat für Monat Milliarden von Dollar für Kampagnen aus, die keine wirklichen Ziele haben.
Kommentator Pat Buchanan hat eine gute Beschreibung unserer Situation gegeben. Er hat in der Sendung „Morning Joe“ gesagt: „Die Vereinigten Staaten sind strategisch weltweit überfordert. Was denken wir uns dabei, uns Geld von Japan zu leihen, um Japan zu verteidigen? Uns Geld von Europa zu leihen, um Europa zu verteidigen. Uns Geld vom Persischen Golf zu leihen, um den Persischen Golf zu verteidigen. Dieses Land ist überfordert. Es ist ein Imperium, und das Imperium ist im Begriff zu fallen.“
Präsident Barack Obama ist sicherlich nicht den Standards des Friedensnobelpreises gerecht geworden, der ihm vor einigen Jahren verliehen wurde. Da Obama zu der Zeit erst zehn Monate im Amt war, gab der Ausschuss ihm den Preis für alles, was er in der Zukunft tun würde.
Anstatt der grosse Friedensstifter zu sein, hat es der Präsident geschafft, uns in drei weitere Konflikte zu verwickeln. Wir kämpfen nun in Libyen, Jemen sowie im Norden Pakistans. Wir stecken noch immer in Afghanistan und im Irak. Letzte Woche kündigte Obama seinen neuen Plan an, wonach er 10‘000 US-Truppen auf unbestimmte Zeit im Irak lassen will, über das geplante Rückzugsdatum vom Dezember hinaus.
Erst im vergangenen Jahr habe ich einen Bericht erwähnt, nach dem die gesamten Kosten allein für den Krieg im Irak, in Afghanistan und in Pakistan 1.2 Billionen Dollar betragen. Eine neue Einschätzung des Brown University Watson Institut für Internationale Studien ergab eine wesentlich höhere Rechnung. Gemäss ihren Nachforschungen werden sich die Gesamtkosten auf mindestens 3.3 Billionen US-Dollar belaufen - und sie könnten sogar bei bis zu 4.4 Billionen liegen.
In den zehn Jahren, seit die US-Truppen in Afghanistan einmarschiert sind, haben wir 2.3 Billionen US-Dollar für die Jagd nach Al-Kaida-Führern ausgegeben. Diese Kosten werden sich noch erhöhen, sogar dann, wenn wir heute aussteigen würden. Die Langzeitverpflichtungen für kriegsversehrte Veteranen verursachen ebenfalls Kosten, die gerne übersehen werden. Wir haben mittlerweile über 44‘000 verschiedene Soldaten, die im Irak und in Afghanistan verwundet wurden, und deren Versorgung wird in den nächsten acht Jahren eine weitere Billion Dollar an Kosten verursachen.
Es ist einem Land möglich, sich aus den Konflikten im Nahen Osten zurückzuziehen. Kanada hat gerade seinen Auftrag in Afghanistan nach Jahren an der Front beendet. Im Mai hat Grossbritannien seine Mission im Irak beendet. Amerika scheint das einzige Land zu sein, dem es an einer Strategie zum Ausstieg fehlt.
Es wäre etwas anderes, wenn die USA einen Überschuss an Geld hätten, der zur Bekämpfung des Terrorismus eingesetzt werden könnte. Unsere Nation ist jedoch an der Schwelle zum Bankrott, und niemand in Washington ist dazu bereit, unsere Kriegsausgaben als Teil des Problems anzusehen.
Ein Hauptgrund für den Fall des Römischen Reiches waren seine Ausgaben für die ständigen Kriege. Die finanziellen Mittel, die zur Aufrechterhaltung des Reiches hätten verwendet werden können, wurden stattdessen für den Unterhalt einer grossen Armee eingesetzt. Die Bürger des Römischen Reiches glaubten so stark an ihre Grösse, dass ihnen die Fähigkeit verlorenging, die Gefahr zu erkennen, die ihr exzessives Verhalten  mit sich brachte.
Meiner Meinung nach leidet Amerika an derselben Illusion wie einst das Römische Reich. Wir sind der Weltpolizist, und wir werden dranbleiben, bis der letzte Schurke besiegt ist. Weil die Sünde zur Natur des Menschen gehört, denke ich, dass wir dieses Ziel nicht erreichen könnten, auch nicht mit 100 Billionen Dollar.
Irgendwann in gar nicht so ferner Zukunft, wird unsere nationale Kreditkarte zurückgewiesen werden. Unsere Rolle in all diesen militärischen Unternehmungen wird zu einem Ende kommen, weil wir schlecht bei Kasse sind. Da die Prophetien der Bibel Amerika nicht direkt erwähnen, scheint einiges für dieses Szenario zu sprechen. Der Antichrist wird der grösste militärische Führer sein, den die Welt jemals gesehen hat. Amerikas plötzlicher Abgang vom militärischen Schauplatz würde bedeuten, dass der Weg für seine Ankunft frei wäre.
Von Todd Strandberg