26.12.2010

Entrückung: Die Bedeutung der Wiederkunft Jesu

Warum ist die Lehre von der Entrückung vor der Trübsal bedeutsam? Macht es überhaupt einen Unterschied, ob man die Entrückung vor, in der Mitte oder nach der Trübsal ansiedelt?
Der Apostel Petrus warnte vor einer vorherrschenden Tendenz in den letzten Tagen, nämlich einem zunehmenden Infragestellen der Verheissung unseres Herrn über Seine Wiederkunft. «Ihr sollt vor allem wissen, dass in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihren Spott treiben, ihren eigenen Begierden nachgehen und sagen: Wo bleibt die Verheissung seines Kommens? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist» (2.Petr 3,3-4).
Was lehrt die Bibel über die richtige Einstellung eines Christen zur Rückkehr des Herrn? In 1. Korinther 1,7 spricht Paulus folgende Empfehlung aus: «… sodass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und wartet nur auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus.» Ein herausragendes Merkmal eines wahren Nachfolgers Jesu ist die Haltung eines treuen, wartenden und wachsamen Knechtes.
Dr. Klink, ein bedeutender Experte auf dem Gebiet der frühen Kirchengeschichte, machte dazu die folgende Anmerkung: «Die ständige Erwartung der Rückkehr unseres Herrn ist ein bedeutender Charakterzug des frühen Christentums.» Paulus spricht sich in Philipper 3,20 ebenfalls für eine ständige Erwartung der Entrückung aus: «Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus.»
Über den zentralen Stellenwert dieser Hoffnung im Leben eines Christen äusserte sich Dr. Klink folgendermassen: «Das richtige Warten auf das Kommen Christi lässt uns weder müssig noch unproduktiv werden, sondern erfüllt uns mit grossem Eifer, jede geistliche Gabe ständig in angemessener Weise zu nutzen und zu verbessern.»
Beim Reformator Calvin findet man folgende Anmerkung über diese Hoffnung: «Das wichtigste Anliegen gläubiger Menschen sollte darin bestehen, ihre Gedanken voll und ganz auf Seine Rückkehr auszurichten.» Martin Luther verkündete in einer Predigt über den Trost, dass die Hoffnung auf die Rückkehr Christi für einen Christen eine absolute Notwendigkeit ist: «Wenn du nicht erfüllt bist mit einem brennenden Verlangen nach diesem Tag, kannst du niemals das Vaterunser beten, noch kannst du von Herzen das Glaubensbekenntnis nachsprechen. Denn kannst du mit gutem Gewissen sagen, ‹ich glaube an die Auferstehung des Leibes und das ewige Leben›, wenn du selbiges nicht in deinem Herzen begehrst? Wenn du es glaubtest, dann musst du es notwendigerweise auch von ganzem Herzen begehren und diesen Tag herbeisehnen; wenn du dieses Begehren aber nicht hast, bist du noch kein Christ, noch kannst du dich deines Glaubens rühmen.» Im gesamten Neuen Testament lesen wir immer wieder Ermahnungen, die Hoffnung auf die Rückkehr unseres Herrn als Mittelpunkt unseres geistlichen Lebens aufrechtzuerhalten. Die selige Hoffnung auf die Entrückung sollte keineswegs nur ein interessantes Nebenthema für das Studium des prophetischen Wortes sein, sondern ein Grundpfeiler unseres geistlichen Lebens.
Die Botschaft der Hoffnung in Bezug auf die bevorstehende Rückkehr Christi zur Entrückung der Heiligen dient folgenden Zielen:
– Wir werden dadurch aufgefordert, in ständiger Wachsamkeit im Hinblick auf Sein Kommen zu leben (1.Thess 5,4-6).
– Christen werden motiviert, vor dem Hintergrund Seines bevorstehenden Kommens ungläubigen Menschen gegenüber ihren Glauben zu bezeugen (Joh. 9,4).
– Die Gemeinde wird zu einem Wandel in Heiligkeit in einer Welt der Unmoral aufgefordert (1.Joh 3,3), denn sie erwartet die Rückkehr des Herrn.
– Die Heiligen werden getröstet, indem sie an ihre ewige Bestimmung in Christus erinnert werden (Joh 14,1-3).
– Diese Botschaft ist für uns eine Warnung vor dem kommenden Gericht über diejenigen, die die Erlösung durch Christus ablehnen (2.Thess 1,8-9).
– Durch diese Botschaft werden Christen aufgefordert, trotz aller Widerstände durchzuhalten, und zwar im Blick auf die Belohnung (2.Tim 4,1-8).
– Sünder werden aufgefordert, umzukehren und den Herrn anzunehmen, solange es noch Zeit ist (Apg 3,19-21).
Die biblische Verheissung über die nahe Rückkehr des Messias Jesus Christus ist die letzte und grösste Hoffnung der Menschheit. Es handelt sich um die Verheissung der endgültigen Geltendmachung des göttlichen Planes zur Befreiung der Menschheit sowie der Erde vom Fluch der Sünde und des Todes. Diese endgültige Geltendmachung des Ausspruchs Jesu, der verheissene Messias zu sein, sowie die endgültige Erfüllung der Prophezeiung über das kommende Reich Gottes werden an jenem Tag ihren Höhepunkt erreichen, wenn sich die Himmel öffnen, um bei der Schlacht von Harmagedon Christus in Seiner ganzen Herrlichkeit zu offenbaren. Die Bibel lehrt jedoch eindeutig, dass unabhängig davon ein anderes Ereignis vor diesem Augenblick stattfinden wird, in dem Christus am Ende der sieben Jahre dauernden Zeit der Trübsal den Antichristen und die Armeen der Welt in der gewaltigen, letzten Schlacht von Harmagedon besiegen wird.
Dieses Ereignis wird häufig als «Entrückung» bezeichnet. Der zeitliche Rahmen, die Beteiligten und das Ziel der Entrückung unterscheiden sich in jeder Hinsicht vom zweiten Geschehen, nämlich der Offenbarung Christi bei der Schlacht von Harmagedon. In der gesamten Bibel beschreiben die Texte über die Offenbarung Christi am Ende der Trübsal ein völlig anderes Ereignis als die Texte über das Kommen Christi in der Luft, um die Heiligen in den Himmel aufzunehmen.
Die Sehnsucht nach der Entrückung sowie der Rückkehr Christi hat Generationen von Bibellesern bewegt, in der Heiligen Schrift nach Hinweisen auf genaue Zeitangaben Seines herrlichen Erscheinens zu forschen. Obwohl es in der Bibel eindeutige Warnungen vor der Festsetzung eines Datums gibt, hat es leider immer wieder wenig hilfreiche Spekulationen über den genauen Zeitpunkt der Rückkehr gegeben. So hat auch Harold Camping in einem Bestseller mit dem Titel 1994? die Behauptung aufgestellt, Christus würde am 17. September 1994 wiederkommen. Millionen seiner Anhänger waren zutiefst enttäuscht, als sich diese unklugen Voraussagen als Irrtum herausstellten. Trotz solcher Enttäuschungen dürfen wir unsere Hoffnung auf die bald stattfindende Entrückung nicht aufgeben. Wir müssen uns einfach an das Gebot Christi halten: «Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht» (Lk 21,28).
John Wesley de Fletcher schrieb 1755 an Charles Wesley einen faszinierenden Brief, in dem er die richtige Einstellung gegenüber der Rückkehr Christi folgendermassen ausdrückte: «Ich weiss, dass viele sich geirrt haben über das Jahr Seiner Rückkehr, aber sollen wir wegen der voreiligen Behauptungen solcher Menschen unvernünftig sein? Nur weil sie ‹heute› sagen, sollten wir dann ‹niemals› und ‹Friede, Friede› sagen, wenn wir voller Erwartung Ausschau halten müssen?»
Von Grant R. Jeffrey