27.11.2010

Der Himmel: Das Schönste kommt noch – Teil 3

Im Heiligen. Auf unserer Reise durch den dritten Himmel gehen wir nun weiter zum siebenarmigen Leuchter und bewegen uns in Gedanken ins Heiligtum hinein, ins eigentliche Tempelhaus: «Und aus dem Throne gehen hervor Blitze und Stimmen und Donner; und sieben Feuerfackeln brannten vor dem Throne, welche die sieben Geister Gottes sind» (Offb 4,5). Sieben Feuerfackeln brennen vor dem Thron im Heiligen – das sind die sieben Flammen des goldenen Leuchters, der Menora. Hier wird erklärt, dass diese Flammen die sieben Geister Gottes sind. Wir denken vielleicht: «Es gibt doch nur einen Geist Gottes.» In Epheser 4 heiss es schliesslich: «Da ist ein Geist …» Aber in der Offenbarung wird der Heilige Geist, der eine Geist, in seiner vollkommenen Vielfalt dargestellt. Der Geist, der nach Jesaja 11,2 auf dem Messias ruhen soll, wird folgendermassen beschrieben: «Und auf ihm wird ruhen der Geist Jehovas, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und Furcht Jehovas.» Das sind sieben Namen, die für den einen Geist in der vollkommenen Vielfalt seiner Wirkungsweise stehen. Auf wunderbare Weise hat der Heilige Geist diesen Vers im Grundtext inspiriert. Zunächst wird ein allgemeiner Name erwähnt, und zwar der Geist des Herrn. Darauf folgen immer zwei Namen, die mit dem Wort «und» verbunden sind. Dies entspricht dem Aussehen des siebenarmigen Leuchters: Dieser besteht aus einem Hauptleuchter in der Mitte, dann kommen drei Mal zwei Arme aus ihm heraus. Diese Arme werden im oben zitierten Text dargestellt mit «der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und Ehrfurcht des Herrn».
Wenn wir im Heiligtum die sieben Flammen sehen, werden wir erinnert an den Geist Gottes, der uns auf dieser Erde geführt hat. Der Geist der Weisheit: Wie oft haben wir das Gefühl gehabt, dass uns Weisheit fehlt, aber der Geist der Weisheit gibt sie uns. Der Geist des Verstandes: Manche Leute meinen, dass Verstand und Glaube sich gegenseitig ausschliessen, aber der Heilige Geist ist der Geist des Verstandes! Die Gedanken des Menschen sind durch Satan verdunkelt (vgl. 2.Kor 4,3ff.), aber der Heilige Geist erleuchtet unseren Verstand. Er schaltet unseren Geist nicht aus, sodass wir rückwärts umfallen. So etwas bewirkt nicht der Geist Gottes, der Geist der Weisheit und des Verstandes. Der Geist des Rates und der Kraft: Wie oft haben wir nicht gewusst, wie wir uns entscheiden sollen. Aber der Geist Gottes berät uns. Wir haben uns schwach gefühlt, aber der Geist Gottes gibt uns Kraft. Wir haben die Bibel nicht verstanden, aber der Geist der Erkenntnis gibt uns Verständnis. Wir haben nicht gewusst, wer Gott ist, aber der Geist der Furcht bzw. Ehrfurcht des Herrn legt ein tiefes Empfinden über die Grösse und Majestät Gottes in unser Herz hinein.
Der goldene Räucheraltar. In Gedanken gehen wir nun zum goldenen Räucheraltar. «Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfass; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, auf dass er Kraft gebe den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar, der vor dem Throne ist. Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen auf aus der Hand des Engels vor Gott. Und der Engel nahm das Räucherfass und füllte es von dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde; und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze und ein Erdbeben» (Offb 8,3-5). Hier sehen wir einen Priester, wie er am himmlischen Altar seinen Dienst versieht. In der Offenbarung gibt es übrigens vier Texte, in denen der Herr Jesus als «anderer Engel» bezeichnet wird. Das griechische Wort angelos bedeutet «Bote». Das kann ein Mensch oder ein Engel sein, aber auch der Sohn Gottes, der Gesandte des Vaters, wie schon im Alten Testament «der Engel des Herrn» (mal’akh adonai) Gott selbst ist, der Sohn Gottes. Zum ersten Mal wird in Offenbarung 7 der «andere Engel» erwähnt, aber da weiss man noch nicht so recht, wer es ist. In Kapitel 8 erfährt man, dass es sich um einen Priester handelt. In Kapitel 10 stellt Er Seine Füsse auf die Erde und auf das Meer und macht somit Seine Ansprüche auf die Welt geltend, denn Er ist schliesslich der König. In Offenbarung 18 verkündigt Er den Untergang Babylons, und die ganze Erde wird von der Herrlichkeit dieses Boten erleuchtet. In diesem Text ist Er ein Prophet. Jesus ist uns alles: König, Priester und Prophet.
Der Herr Jesus steht als unser Hohepriester am goldenen Räucheraltar. Er gibt den Gebeten der Heiligen auf der Erde Kraft. Kurz zuvor ist das siebte Siegel geöffnet worden, und es beginnt die grosse Drangsalszeit. Der Herr Jesus sagt in Matthäus 24 zu gläubigen Juden, «dass eure Flucht nicht am Sabbat geschehe». Diese Menschen werden wissen, was Gebet wirklich bedeutet, denn jetzt wird ihnen bewusst, dass es so weit ist. Eine halbe Stunde lang herrscht ein Schweigen im Himmel (vgl. Offb 8,1), und dann gibt der Hohepriester den Gebeten Kraft. Er nimmt das Räucherfass oder die Räucherpfanne, ein goldenes Gefäss mit einem Untersatz, einem Deckel und einem Ring darüber. Darin befindet sich das Räucherwerk, diese wunderbare Mischung aus wohlriechenden botanischen Bestandteilen. Die nahm im Alten Bund jeweils der Priester am goldenen Altar mit beiden Daumen aus der Räucherpfanne und liess das Räucherwerk auf die glühenden Kohlen des Altarfeuers herunterfallen. Der Rauch, der dadurch entstand, stieg in gerader Linie empor. Dieses wohlriechende Räucherwerk spricht von der vielfältigen Herrlichkeit der Person unseres Herrn Jesus Christus. Er fügt gewissermassen Seine persönliche Herrlichkeit den Gebeten der Heiligen hinzu und verleiht ihnen somit Gewicht vor Gott. Dann erst kann man wirklich von einem Beten im Namen Jesu sprechen, das in Übereinstimmung mit dem Willen des Sohnes Gottes geschehen muss (Joh 14,13-14). Diese Gebete kommen vor Gott, als würde Sein Sohn sie selbst aussprechen.
Der Herr Jesus gibt diesen Gebeten, die in Übereinstimmung mit Seinem Willen ausgesprochen werden, die ganze Herrlichkeit Seiner Person, und so kommen sie vor Gott an. Sollten wir den Eindruck haben, dass unsere Gebete nicht höher als bis zur Zimmerdecke kommen, dürfen wir wissen: Wenn wir in Übereinstimmung mit Gottes Willen, wie er in der Bibel offenbart ist, beten, dann soll uns klar sein, dass diese Gebete erhört werden. In Offenbarung 9,13 werden die vier Hörner am goldenen Altar im Himmel ausdrücklich erwähnt. Hörner sind ein Bild für Kraft und Macht; die vier Hörner am Altar sollen verdeutlichen, dass das Gebet im Namen Jesu gewaltige Macht und Wirkung hat, und zwar weltweit. Deshalb stehen die vier Hörner auch für die vier Himmelsrichtungen. Aus dieser Szene im Himmel können wir lernen, dass Beten wirklich hilft. Manch einer sagt sich: «Gott tut sowieso das, was Sein Wille ist. Was bringt es dann, wenn wir beten?» In Jakobus 4,2 heisst es jedoch: «Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet …» Einerseits gibt es Dinge, die Gott nicht tun würde, wenn Seine Kinder Ihn nicht darum bitten. Andererseits gibt es Dinge, die Gott tut, ob wir Menschen Ihn darum bitten oder nicht. Denn Gott ist schliesslich souverän. Aber es gibt auch Dinge, die Gott nicht tun würde, wenn wir Ihn nicht darum bitten.
Das Schönste kommt noch: im Allerheiligsten. Das schönste Ziel unserer Reise durch den Himmel habe ich bis zum Schluss aufgehoben. Deshalb gehen wir jetzt in Gedanken ins Allerheiligste. «Alsbald war ich im Geiste; und siehe, ein Thron stand in dem Himmel, und auf dem Throne sass einer. Und der da sass, war von Ansehen gleich einem Jaspisstein und einem Sardis, und ein Regenbogen war rings um den Thron, von Ansehen gleich einem Smaragd. Und rings um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen sassen vierundzwanzig Älteste, bekleidet mit weissen Kleidern, und auf ihren Häuptern goldene Kronen … Und vor dem Throne wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall; und inmitten des Thrones und um den Thron her vier lebendige Wesen, voller Augen vorn und hinten. Und das erste lebendige Wesen war gleich einem Löwen und das zweite lebendige Wesen gleich einem Kalbe, und das dritte lebendige Wesen hatte das Angesicht eines Menschen, und das vierte lebendige Wesen war gleich einem fliegenden Adler» (Offb 4,2-4.6-7). Woraus besteht der Thron Gottes? Nach Psalm 132,7-8 ist die Bundeslade der Fussschemel Gottes. In Offenbarung 11,19 wird die Bundeslade im Himmel ausdrücklich erwähnt. Im Alten Bund befanden sich auf ihrem Deckel zwei goldene Cherubim. Diese Wesen werden in Hesekiel 1,8-11 ausführlich beschrieben. Es handelt sich um Engel, die Gesichter eines Löwen, eines Stieres, eines Menschen und eines Adlers haben. In dem oben zitierten Text aus der Offenbarung sind die vier lebendigen Wesen Cherubim-Gestalten im Allerheiligsten. Auf der Bundeslade befanden sich zwar nur zwei Cherubim, aber für den Tempel hatte Salomo noch zwei zusätzliche, mit Gold überzogene Cherubim-Figuren anfertigen lassen (1.Kön 6,23-28). Demnach gab es insgesamt vier dieser lebendigen Wesen rund um den Thron Gottes. Die Bundeslade ist also der Fussschemel, und Gott thront zwischen den Cherubim. So steht es in Psalm 80,2: «… Der du thronst zwischen den Cherubim, strahle hervor.» Der Thron Gottes wird in der Offenbarung 37 Mal erwähnt, so oft wie in keinem anderen biblischen Buch. Gerade in dem Buch, das zeigt, wie die Welt erschüttert werden wird von den grössten Katastrophen, sodass man meinen könnte, Gott habe das Steuer aus der Hand gelegt, erfahren wir: Gott ist noch auf dem Plan, und alles ist Ihm untertan! Der Gedanke an den Thron Gottes gibt uns eine grosse Sicherheit: Was in unserem Leben auch geschieht, Sein Thron steht unerschütterlich fest. Die Bundeslade ist der Ort der Versöhnung. Ursprünglich war die Bundeslade der Ort des Gerichts, denn es befanden sich die Zehn Gebote darin. Das erste Gebot lautet: «Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.» Das ist eine Verurteilung aller Religionen der Welt! Die Bundeslade als Teil des Thrones Gottes verurteilt zwar die Menschheit, aber sie ist auch der Ort, an dem der Hohepriester das Blut versprengt hat. Deshalb spricht sie auch von Versöhnung. Wenn wir in den Himmel kommen und den Thron Gottes sehen, dann haben wir die Gewissheit, dass wir angenommen sind auf der Grundlage des Blutes Jesu. Der Vorhang im Himmel ist zerrissen wie sein Abbild damals auf Erden (vgl. Mt 27,51), und so ist der Zugang ins Allerheiligste offen. Wir werden in Hebräer 10,19 eingeladen, dort hinein zu kommen. Heute können wir das nur in Gedanken tun, wenn wir uns in die Gegenwart Gottes stellen, aber der Tag kommt, an dem wir tatsächlich das Allerheiligste betreten, denn dort sind wir zu Hause. Dann dürfen wir tatsächlich erleben, was wir in Gedanken bereits vorweggenommen haben, denn das Schönste kommt noch!
Von Roger Liebi