16.09.2010

Jesu Wiederkunft: Die biblische Naherwartung

„Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt zu Gott von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen undwahren Gott und zuwarten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet.“ (1.Thessalonicher 1:9-10). 
Wenn man den ersten Brief an die Thessalonicher liest, dann kann man erkennen, dass Paulus erfreut war über die Umwandlung und das geistliche Wachstum der Menschen, die in Thessalonich Christus kennenlernten. Diese alte griechische Stadt nahm auf dem heutigen Balkan eine strategisch wichtige Position am Knotenpunkt der Handelsstrassen ein. Reisende durchzogen Thessalonich in alle Richtungen, und die Berichte über diese ehemaligen Heiden, die sich von den Götzen bekehrt hatten, um dem wahren und lebendigen Gott zu dienen, verbreiteten sich in Windeseile. Aber es wurde auch etwas anderes über diese Menschen berichtet, und als Paulus davon hörte, war er hoch erfreut. Die Christen in Thessalonich, obwohl sie noch relativ jung im Glauben waren, beteten nicht nur den wahren Gott an, sondern sie warteten auch auf Seinen Sohn Jesus Christus. Paulus hatte ihnen offenbar diese Wahrheit verkündet, und er mass ihr grosse Bedeutung bei.
Paulus hatte diesen Menschen bestimmt nicht erklärt, dass Christus während der nächsten 1900 Jahre nicht kommen würde und sie sich deshalb keine grossen Gedanken über Seine Rückkehr machen sollten. Auch sagte er ihnen nicht, Christus würde erst nach dem Auftreten des Antichristen oder nach der grossen Trübsal kommen, sondern er teilte ihnen wohl mit, dass Christus in jedem Augenblick zurückkehren könnte, denn sonst hätten die Gläubigen in Thessalonich nicht auf Ihn gewartet.
Paulus lobt die Thessalonicher wegen dieser Naherwartung. Er erklärt nochmals, dass jeder Nachfolger Christi diese Einstellung haben sollte, denn wie die Abkehr von den Götzen ist dies das Kennzeichen eines wahren Christen. Um diese Erwartungshaltung zu fördern und nochmals zu betonen, was er ihnen bereits verkündigt hatte, übermittelt Paulus im vierten Kapitel seines Briefes (möglicherweise handelt es sich um seinen ersten Brief überhaupt) die klarste Darstellung über die Entrückung im gesamten Neuen Testament.
Die Worte «auf Seinen Sohn vom Himmel warten» beinhalten die Naherwartung. Sie ist weitaus eindeutiger als der allgemeine Glaube an Seine Rückkehr, wie er in den Glaubensbekenntnissen vieler christlicher Kirchen zum Ausdruck kommt, und sie geht weit über eine Lehre, dass Christus irgendwann in ferner Zukunft zurückkehren wird, hinaus. Die Gläubigen in Thessalonich warteten auf Seine Rückkehr zu ihrer Zeit. Offenbar lehrte Paulus sie, dass Christus jederzeit kommen könnte, denn sonst hätte ihre Naherwartung keinen Sinn ergeben. Man fährt nicht im Juli zum Flughafen, um auf die Ankunft einer Verwandten zu warten, wenn sie in einem Brief erwähnt hat, dass sie erst im November kommt. Dieses «Warten auf Christus» wäre nicht die Haltung der Gläubigen in Thessalonich gewesen, wenn Paulus verkündet hätte, dass Seinem Kommen bestimmte Zeichen oder Ereignisse vorangehen müssten. Wenn jemand glaubt, Christus könne erst nach der Öffnung der ersten sechs Siegel, nach dem Erscheinen des Antichristen, nach dem Ende der grossen Trübsal oder des Millenniums kommen, dann «wartet» er nicht auf Ihn. Der Glaube an eine Entrückung nach einem Ereignis schliesst von vornherein jene gespannte Naherwartung aus, die Paulus bei den Thessalonichern lobend erwähnt. Die Sprache der Bibel, dieses Warten, Wachen, Ausschau halten vermittelt eine lebendige Hoffnung, dass Christus jederzeit kommen könnte.
Von Dave Hunt